Internationale Gruppe

 

In unserer Sektion bildet sich aktuell eine neue, international Gruppe, die aus afghanischen und deutschen jungen Menschen besteht (gerne darf sie noch wachsen). Wie kam es dazu? Im Dezember 2021 hat Terre des hommes den DAV Osnabrück kontaktiert, weil sich eine Gruppe ehemaliger junger Ortskräfte aus Afghanistan gemeldet hat, die Lust hat in Osnabrück und Umgebung wandern und klettern zu gehen, sowie Kontakte in der für sie neuen Umgebung knüpfen.

Kurz darauf trafen sich sieben junge Afghan*innen mit Helmut Rathmann, Thomas Wiemann, Verena Kipp für einen erstes Kennenlernen. Die in Afghanistan engagierten jungen Leute erzählten, wie sie sich in Afghanistan für Frauen und Mädchen eingesetzt haben, Englisch unterrichteten und das Wandern in der Umgebung von Herat als eine Möglichkeit nutzten, Frauen zu stärken und traditionelle Rollenbilder zu durchbrechen. Über ihr Leben in Afghanistan und ihr Engagement berichten sie weiter unten mehr (übersetzt aus dem Englischen).

Nachdem wir zwei Wanderung am Piesberg und im Nettetal gemacht haben, wollen wir im neuen Jahr gerne weitere Aktivitäten unternehmen. Wir wünschen uns, dass junge Menschen aus unserer Sektion daran teilnehmen, in Austausch kommen, eigene Ideen und Wünsche einbringen und vielleicht der eine oder die andere auch bei der Organisation und Durchführung von Aktivitäten unterstützen will. Die Gruppe freut sich darauf, neue Leute zu treffen, möchte Deutsch lernen (ergänzend zum Sprachkurs), Osnabrück und die Umgebung erkunden und Outdoor-Aktivitäten ausprobieren.

Im Jahr 2022 wandern wir neben Ausflügen zum Klettern, den Hermannsweg in Etappen. Mit der ersten Etappe von Rheine nach Hörstel haben wir am 16.01. begonnen. Weitere Termine findet ihr ganz unten!

Wer Lust hat, dabei zu sein, ist herzlich willkommen regelmäßig oder an einzelnen Terminen mit uns zu wandern oder zu klettern. Bei Fragen meldet euch gerne bei Verena Kipp. Anmeldungen für Aktionen erfolgen über verena.kipp(at)dav-osnabrueck.de. Wir freuen uns!

Hier findet ihr einen Text von unseren neuen afghanischen Mitgliedern, den sie auf Englisch geschrieben haben und der hier auf Deutsch übersetzt steht. Weiter unten ist der gesamte Beitrag auch in Englisch zu finden. Sicherlich werden wir in den nächsten Wochen öfter zweisprachige Beiträge haben.

Wir sind eine Wandergruppe aus Herat in Afghanistan (Gruppe Name: Hariva Mountain Climbing Group). Wir begannen unsere Aktivitäten 2019 in Herat. Wir waren eine Gruppe Studierender an der Herat Universität, wo wir mit unserem Professor Studien über Frauen und Sport begannen. Nachdem wir unsere Forschungsarbeit an der Universität abgeschlossen hatten, begannen wir für eine Organisation namens RULE zu arbeiten, danach wechselten wir zu MSO. Dort setzen wir unsere Aktivitäten (Studien und Sport) fort – bis die Taliban in Afghanistan an die Macht kamen.

Zu Wandern und Radzufahren war eine Folge der Studien, die wir zum Grad des Bewusstseins von Gesundheit und Sport bei Frauen durchführten. Die Studien führten wir unter der Betreuung von Ahmad Hamid Wahidy durch. Er war Professor an der Universität in Herat, Sozialarbeiter und sucht aktuell Asyl in Deutschland. Zudem haben wir weitere Studien an der Universität Herat durchgeführt. Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass Mädchen [in Afghanistan] ein großes Interesse daran haben, Sport zu treiben, dass sie aber durch die Einschränkungen ihrer Familie daran gehindert werden.

Die Ergebnisse zeigten insbesondere einen Mangel an Zukunftsplänen innerhalb der existierenden Strukturen Afghanistans, traditionelle Vorurteile gegenüber Frauen, strenge religiöse System mit Blick auf Sport, einen Mangel an Interesse seitens der Familien, Frauen zu offenen Sportangeboten zu schicken und einen Mangel an Sportangeboten für Frauen an sich. Sport wird dabei als eine sozio-kulturelle und gesundheitsförderliche Aktivität gesehen, die in direkter Verbindung mit anderen sozialen Institutionen steht.

Folglich planten wir unterstützende Aktivitäten für Frauen, um die Kultur des Sports unter Frauen in Herat zu fördern. Deshalb begannen wir unsere Wander-Aktivitäten in Herat – als erste Stufe einer progressiven Arbeit, die Frauen unterstützt.

Bei unseren Ausflügen standen Wandern, Radfahren und Karate in Gruppen auf dem Plan. An bestimmten Tagen machten wir früh morgens Wanderungen auf der Straße nach Takht-e Safar, um zu schauen, welchen Sport Mädchen und Frauen mögen und um eine Kultur zu fördern, die Sport für Frauen akzeptiert. Wir planten zwei Tage pro Woche für Wanderungen in den Bergen im Norden von Herat ein, sowie einen Tag zum Radfahren in einer kleineren Gruppe. Leider mussten all unsere Aktivitäten mit der Machtübernahme der Taliban enden, da diese Aktivitäten gegen deren Ideologie verstoßen. Deshalb mussten wir unser Land, unsere Hoffnungen und Möglichkeiten zurück lassen.

Als wir in Deutschland ankamen, begannen wir unsere Aktivitäten mit einer Gruppe vom DAV Osnabrück. Unsere erste Aktion war am 19. Dezember, als wir eine Wanderung am Piesberg machten. Die Wanderung war für uns sehr spannend und herausragend, besonders dadurch, dass zwei unserer früheren Gruppenmitglieder auch dabei waren. Leider sind einige unserer Freunde und Gruppenmitglieder noch in Afghanistan. Wir sorgen uns um sie, denn wir haben Afghanistan selbstständig [ohne Fmailie] verlassen, was ebenfalls gegen die Taliban-Ideologie ist und unsere Familien gefährden könnte. Unsere zweite Aktivität mit dem DAV Osnabrück war eine Wanderung am 27. Dezember rund ums Nettetal – von der Dodesheide entlang an der Nette bis zu den Hellmichsteinen in Rulle.

In der Zukunft hoffen wir, andere Frauen in Afghanistan durch unsere Aktivitäten hier zu unterstützen. Wir wollen Vorbilder sein und zeigen, dass Frauen Sport machen können und sollten.

In Osnabrück wollen wir unsere Gruppe erweitern und eine gemischte Gruppe mit afghanischen und deutschen Leuten gründen. Wir wollen mit der internationalen Gruppe unsere Wanderfertigkeiten ausweiten und Klettern, Radfahren und Schifahren. Darauf freuen wir uns.